Kartoffellied mit Fragezeichen

Redaktion

Kartoffel mit Noten

Kartoffellied mit Fragezeichen

Das wohl älteste Kartoffellied stammt aus dem 18. oder 19. Jahrhundert. Geschrieben hat dieses Lied Friedrich Sauter, ein Dorfschullehrer und Dichter.

Es kann gesungen oder als Gedicht vorgetragen werden. Ob der Pirat Sir Francis Drake allerdings tatsächlich der Erste war, der die Kartoffel von Amerika nach Europa brachte, ist nicht erwiesen. Manche Geschichtsforscher gehen davon aus, dass die spanischen Eroberer die ersten Kartoffelpflanzen über den großen Teich gesegelt haben.

Der Kartoffel wird es egal sein, denn es hat ihren Siegeszug um die Welt nicht aufgehalten Es handelten sich bei den ersten Pflanzen auch nicht um die heutigen Sorten, sondern um Papas, Knollenfrüchte der Inka, die mehr als 2.000 Sorten kannten. In Europa nannte man die Kartoffel bis Ende des 18. Jahrhunderts vielerorts noch Tartufulo, was sich wohl vom Wort „Trüffel“ ableitete. Schließlich wurde sie wie die richtigen Trüffel in Asche geröstet und dann verzehrt.

In Deutschland bekam die Frucht aus der Erde durch die vielen verschiedenen Mundarten Namen wie Grundbirne, Erdapfel oder Erdbirne, Erdrübe, Knulle, Grumbeer, Erdkastanie oder Äper.So vielzählig wie die Namen der Kartoffel sind, so vielseitig sind auch die Gerichte, die man mit Kartoffeln zubereiten kann und ihre Verwendung in der Industrie. Deshalb hat die tolle Knolle auf jeden Fall ein dickes Lob und ein eigenes Lied verdient!

Loblied auf die Kartoffel

1. Herbei! Herbei zu meinem Sang,

Hans Jörgel, Michel, Stoffel!

Und singt mit mir das Ehrenlied

Dem Stifter der Kartoffel.

2. Franz Drake hieß der brave Mann,

Der vor zweihundert Jahren

Von England von Amerika

Als Kapitän gefahren.

3. Und der, als er zurücke kam

Von seinen weiten Reisen,

Die guten Dinger mitgebracht,

Die wir Kartoffel heißen.

4. Welch ein Gewächs hat Drake uns

Mit dieser Frucht geschenket!

Sagt, Freunde, ist er es nicht wert,

Dass jeder sein gedenket?

5. Europa sollte diesem Mann

Auf allen seinen Auen,

Wo die Kartoffelernte blüht,

Ein goldnes Denkmal bauen.

6. Da dieses aber nicht geschieht

Bei unsern schlimmen Zeiten,

So wollen wir in einem Lied

Jetzt seinen Ruhm verbreiten.

7. Besingt, ihr kühnen Dichter, nur

Die großen und die Weisen,

Wir sind es, die den Drake jetzt

und die Kartoffel preisen.

8. Seitdem wir diese Knollenfrucht

Im deutschen Reiche sehen,

Kann keine große Hungersnot

Durch Misswachs mehr entstehen.

9. Gerät auch Korn und Dinkel schlecht,

Wir dürfen nicht verzagen,

Grundbiren trägt uns dann das Feld,

Die stopfen auch den Magen.

10. Gott hat sie, wie das liebe Brot,

Zur Nahrung uns gegeben,

Viel Millionen Menschen sind’s,

Die von Kartoffeln leben.

11. Von Basel bis nach Amsterdam,

Von Stockholm bis nach Brüssel,

Kommt Winters nach der Abendsupp’

Auch die Kartoffelschüssel.

12. Ein Rätsel ist’s, wie ohne sie

Sich unsre Alten nährten,

Ich glaube, hätten wir sie nicht,

Dass wir uns selbst verzehrten.

13. Dank, edler Drake, habe Danke,

Für deine seltne Speise!

Sie nährt, sie labt, sie nützet uns

Auf hundertfache Weise.

14. Lasst dieser vielen Arten uns

Nur einige ermessen:

Erdbeerenschnitz und Fleisch dazu,

Das ist ein köstlich Essen.

15. Grundbiren, frisch vom Sud hinweg,

Dazu ein Bällchen Butter,

Das ist – nicht wahr, ihr stimmt mir ein?

Ein delikates Futter.

16. Salat davon, gut angemacht,

Mit Feldsalat durchschossen,

Der wird mit größtem Appetit

Von jedermann genossen.

17. Gebrätelt schmecken sie auch gut,

In saurer Brüh nicht minder;

Erdbirenköpfe essen gern

Die Eltern und die Kinder.

18. Erdbirenbrot, Erdbireneis –

Auch Puder und Pomade,

Sind, nebst des Küfers Brannetewein,

Kartoffelfabrikate.

19. Hat jemand sich die Haut verbrannt

Und hilft kein Feuersegen,

So darf er auf die Wunde nur

Kartoffelschabsig legen.

20. Und welche Wohltat sind sie uns

Damit das Vieh zu mästen!

Und wie viel Sorten gibt’s! Jedoch

Die guten sind die besten.

Friedrich Sauter - 1766-1846

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