Im Kastanienbaum

Redaktion

23. Kapitel - Besonders für die Kartoffel…

Besonders für die Kartoffel…

Julia saß mit Jack in der Kastanie und sie dösten so vor sich hin. Zwischendurch beobachteten sie Julias Mama, die in der Küche hantierte. „Jack, erzähl mir eine Geschichte.“ „Was für eine möchtest du den hören?“ „Eine interessante.“ „Sind nicht alle meine Geschichten interessant?“, fragte Jack. Julia nickte und meinte dann: „Okay, aber es soll eine ganz, super interessante Geschichte sein.“ „Vielleicht eine über die man nachdenken kann?“, fragte Jack. Julia nickte wieder. „Eine mit gutem Ende.“, sagte sie schließlich. „Okay…

Es war einmal eine Prinzessin, die war wunderschön. Das Land in dem sie lebte war genauso wunderschön wie sie, obwohl es eigentlich nicht ihre Heimat war, denn sie kam aus einem anderen Land, weit, weit weg, irgendwo in Fernost. Das Volk liebte sie, weil sie so gütig und liebenswürdig war, die Armen beschenkte und jedem Kind ein schönes Weinachten bescherte. Man munkelte, sie sei mit dem Weihnachtsmann befreundet. Doch es gab auch Menschen, die sie nicht mochten, Menschen die sie beneideten oder sie einfach etwas gegen Ausländer hatten, denn die Tatsache, dass die Prinzessin Ausländerin war benutzten sie als Aufhänger für ihre Forderung, das die Prinzessin gehen sollte.

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Ausländer raus!, schrieen sie auf den Straßen oder auch: Weg mit der Prinzessin, wir wollen keine Ausländer.

Die Prinzessin war total unglücklich und musste weinen, weil das Volk so undankbar war. Immer mehr Menschen, besonders die, die nichts zu sagen hatten oder einfach blöd waren, wurden Anhänger der undankbaren Prinzessinnenhasser.

Eines Tages, als wieder Unmengen von Menschen durch die Straßen zogen und grölten, dass die Prinzessin gehen sollte, fragte sie ihre beste Freundin, die aus Afrika kam: Soll ich nicht einfach gehen? Tun was sie sagen? Die afrikanische Freundin wusste auch nicht so recht weiter, also fragte sie ihren besten Freund, ursprünglich aus Nahost. Der beste Freund, ursprünglich aus Nahost wusste auch nicht was zu tun war, obwohl auch für ihn die Situation immer schlimmer wurde. Folglich wollte sich der beste Freund, ursprünglich aus Nahost, auch Rat bei jemanden holen. Er fragte wiederum seinen besten Freund, der irgendwann mal aus Lateinamerika gekommen war, was sie tun sollten. Doch auch der beste Freund, der irgendwann mal aus Lateinamerika gekommen war wusste nicht weiter. Dieser wiederum fragte seine beste Freundin, die aber die Prinzessin war, von welcher aus die Fragerei gestartet war.

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Als eines Abends ein großer Ansturm auf den Palast stattfand, bei dem die Freunde beinahe verletzt worden wären, verkündete die Prinzessin dass sie das Land verlassen würde um nach Hause zurückzukehren. Das undankbare Volk, das dank bösartiger Hetzkampagnen nun nahezu gänzlich aus Prinzessinnenhassern bestand jubelte, als die Prinzessin in ihre Kutsche stieg um nach Fernost zurückzukehren. Und als die afrikanische Freundin in ein Flugzeug stieg, um das Land zu verlassen jubelte das undankbare Volk noch mehr. Als der beste Freund, ursprünglich aus Nahost, in sein Auto stieg und davonfuhr wurde die Menge fast euphorisch. Und als dann der beste Freund, der irgendwann mal aus Lateinamerika gekommen war, sich ein Jet mietete um zurück nach Haus zu fliegen, rastete das undankbare Volk endgültig vor Freude aus. Doch sie hatten sich zu früh gefreut. Wollen wir nicht auch gehen?, fraget der Kakao den Kaffee. Der Kaffe nickte nur und schließlich machten sich der Kakao und der Kaffee palettenweise in Bewegung um dem besten Freund, der irgendwann mal aus Lateinamerika gekommen war, zurück in ihre Heimat zu folgen. Vom Kaffee und dem Kakao beeindruckt, machte sich auch der Kautschuk auf den Weg zurück nach Lateinamerika. Die Mangos, Ananasse und Papayas räumten die Obstregale, denn sie zog es nach Lateinamerika, Asien und Afrika. Das Curry stand im Gewürzregal und dachte nach. Dann entschloss es sich der Prinzessin nach Asien zu folgen, um seine Wurzeln zu erkunden. Der Tee war besonders interessiert an der Welt. Ob Afrika, Fernost, Nahost, Südamerika, ihm stand die Welt offen. Auch die Turnschuhe in den Kaufhausregalen konnten nicht mehr still stehen. Sie wackelten und zappelten und es überkam sie eine Lust einfach loszurennen. Zuerst riss es sie nach Nahost, wo sie genäht und zugeschnitten worden waren. Dort trennten sich dann Naht und Leder und auch die Kunststoffsohle ging ihren eigenen Weg. Sie alle waren auf dem Weg nach Hause. Die Straßen waren so überfüllt mit Autos, die Richtung fernost fuhren, das es kaum ein Vorwärtskommen gab. Die Autos fuhren so langsam, dass man durch die Fensterscheiben blicken konnte und im inneren die Fahrgäste erkannte: Mangos, die zurückgeblieben waren, Turnschuhe, die schon im nahen Osten abgesetzt werden wollten und nicht zuletzt ein Haufen Spielzeug, der erst nach Asien zurückkehren wollte um sich dort aufzuspalten und gänzlich heimkehren wollte. Die Straßen waren jedoch nicht nur überfüllt, sondern auch glitschig von dem ganzen Öl, das sich nach Nahost vorarbeitete um dort wieder in den heimischen Raffinerien zu verschwinden. Sämtliche Gegenstände, Lebensmittel und was es sonst noch so gab folgte entweder der asiatischen Prinzessin, der afrikanischen Freundin, dem Freund, ursprünglich aus Nahost oder dem Freund, der irgendwann mal aus Lateinamerika kam. Zum Schluss blieb kaum etwas übrig. Ein paar Bäume, ein paar Häuser, ein bisschen Brot. Nicht mal der Mais war geblieben. Und plötzlich sehnte sich das undankbare Volk nach der Prinzessin und ihren Freunden zurück, die allesamt heimgekehrt waren. Doch man hat sie nie wieder gesehen in dem besagten Land. Das Volk gab nicht zu jemals gegen die Prinzessin gewesen zu sein und splitterte sich auf. Die einen zog es nach Nahost, die zweiten weiter nach Fernost, die dritten überquerten den Ozean um nach Lateinamerika zu kommen und die vierten schwammen durch die Meerenge zwischen Spanien und dem afrikanischem Kontinent nach Afrika.

Und schließlich war aus dem einst so reichen Land ein armes Fleckchen Erde geworden, verlassen und verloren. Nur eine Kartoffel saß noch unschlüssig herum. Jeder Laie würde sie als Ureinwohner bezeichnen, doch in sich wusste es die Kartoffel besser: Ursprünglich kam sie woanders her. Kartoffel Und obwohl sie wusste, dass sie das ehemals reiche Land vermissen würde, blieb ihr keine andere Wahl als die, auch zu gehen, wie alle anderen vor ihr, jedoch ohne zu wissen wohin. Denn das hatte die Kartoffel über die langen Jahre vergessen… Ende“„Aber Jack, das ist eine traurige Geschichte! Keine mit gutem Ende!“ „Was heißt hier kein gutes Ende? Alle sind nach Hause zurückgegangen.“, meinte Jack. Julia zuckte die Schulter. „Also, ich weiß nicht so recht Jack, sie klingt schon sehr traurig. Besonders für die Kartoffel.“ Jack zuckte ebenfalls mit den Schultern. „Ich weiß ja auch nicht Julia, aber sie ich glaube sie ist doch sehr traurig. Besonders für die Kartoffel.“ Julia und Jack seufzten wie aus einem Munde.

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