Klingender Apfel
In einem kleinen Apfel
In einem kleinen Apfel,
da sieht es lustig aus
darinnen sind fünf Stübchen,
grad wie in einem Haus.
In jedem Stübchen wohnen
zwei Kerne braun und klein.
Sie schlafen dort und träumen
vom warmen Sonnenschein.
Und alle Apfelkerne,
die haben diesen Traum,
dass einst aus ihnen werde
ein neuer Apfelbaum.
Wenn wir den Apfel essen,
dann kommen sie heraus.
Wir tun sie in die Erde
im Garten vor dem Haus.
Dann wird aus jedem Kerne
ein Baum, der wächst heran.
Ein Baum mit grünen Blättern
und vielen Äpfeln dran.
Sie träumen auch noch weiter,
gar einen schönen Traum,
wie sie einst werden hängen
am schönen Weihnachtsbaum.
(Volkslied)
Vom schlafenden Apfel
Im Baum, im grünen Bettchen,
Hoch oben sich ein Apfel wiegt,
Der hat so rote Bäckchen,
Man sieht, dass er im Schlafe liegt.
Ein Kind steht unterm Baume,
Das schaut und schaut und ruft hinauf:
"Ach, Apfel, komm herunter!
Hör endlich doch mit Schlafen auf!"
Es hat ihn so gebeten -
Glaubt ihr, er wäre aufgewacht?
Er rührt sich nicht im Bette,
Sieht aus, als ob im Schlaf er lacht.
Da kommt die liebe Sonne
Am Himmel hoch daherspaziert.
"Ach Sonne, liebe Sonne,
Mach du, dass sich der Apfel rührt!"
Die Sonne spricht: "Warum nicht?"
Und wirft ihm Strahlen ins Gesicht,
Küsst ihn dazu so freundlich;
Der Apfel aber rührt sich nicht.
Nun schau! Da kommt ein Vogel
Und setzt sich auf den Baum hinauf.
"Ei, Vogel, du musst singen,
Gewiss, gewiss, das weckt ihn auf!"
Der Vogel wetzt den Schnabel
Und singt ein Lied so wundernett.
Und singt aus voller Kehle;
Der Apfel rührt sich nicht im Bett.
Und wer kam nun gegangen?
Es war der Wind, den kenn ich schon,
Der küsst nicht und der singt nicht,
Der pfeift aus einem andern Ton.
Er stemmt in beide Seiten
Die Arme, bläst die Backen auf
Und bläst und bläst; und richtig,
Der Apfel wacht erschrocken auf.
Und springt vom Baum herunter
Grad in die Schürze von dem Kind;
Das hebt ihn auf und freut sich
Und ruft: "Ich danke schön, Herr Wind!"
(von Robert Reinick)